Agnes Karl

Agnes Karll war Frauenrechtlerin, leidenschaftliche Interessenvertreterin und Reformerin der deutschen Pflege. 

Agnes Karll wurde als Tochter des Gutsbesitzers Theodor Karll und seiner Frau Ida geboren. Ihre Eltern trennten sich 1881.Die Ausbildung von Agnes Karll läuft auf gehobenen Niveau, aber Karll erkennt rasch, dass Schwestern schlecht gestellt und beruflich nicht organisiert sind. Pflege wird als karitativer Dienst verstanden, der unentgeltlich abzuleisten ist. Die Arbeitszeiten sind lang, über 20 Stunden am Tag, es gibt keine Pausen, keinen Urlaub und schlechte Ernährung. Eine Ausbildungsregelung gibt es nicht und auch keine soziale Sicherung. Agnes Karll verlegt sich deshalb auf die Privatpflege, siedelt nach Berlin um und begleitet eine Person in die USA, wo sie die dortigen Bedingungen für Pflegende kennen und schätzen lernt. Doch die Mühen der Privatpflege bringen sie an den Rand ihrer Kräfte.Agnes Karll war Frauenrechtlerin, leidenschaftliche Interessenvertreterin und Reformerin der deutschen Pflege. Dabei erlebte sie, was für beruflich pflegende Frauen Ende des 19. Jahrhunderts Alltag war: Arbeitstage bis zu 20 Stunden, kaum Freizeit, Abhängigkeit vom Wohlwollen des Arbeitgebers, allenfalls ein geringes Taschengeld, Willkür der Vorgesetzten, fehlende soziale Absicherung, mangelnde Ausbildung.

Agnes Karll die wichtige Reformerin der Pflege in Deutschland , stammte aus einen kleinem Dorf in der Lüneburger Heide . Als Privatpflegerin arbeitete sie Ende des 19 Jahrhundertes in Berlin und den USA und wurde später Präsidentin des International Council of Nurses.

1902 entschließt sich Agnes Karll  in einer Gruppe mit anderen Feministinnen, politisch aktiv zu werden und eine Berufsorganisation für Pflegende zu gründen. Ein Jahr später ist es soweit: Die „Berufsorganisation der Krankenpflegerinnen Deutschlands“ (B.O.K.D.) wird aus der Taufe gehoben. Wieder ein Jahr später – im Juli 1904 – gründen England, die USA und Deutschland in Berlin den „International Council of Nurses“ (ICN), dem Agnes Karll mit ihrem 300 Mitglieder starken B.O.K.D. beitritt. 1906 erscheint die erste B.O.K.D.-Verbandszeitschrift „Unterm Lazaruskreuz“ und die erste gesetzliche Ausbildung für Pflegende tritt in Preußen in Kraft. 1909 wird Agnes Karll Vorsitzende des ICN.Sie gehörte zu den Frauen, die für eine umfängliche Bildung eintraten, um das Durchstoßen der gläsernen Decke für die Übernahme verantwortlicher Aufgaben zu ermöglichen“, erklärt Christel Bienstein, die Präsidentin des DBfK.

Januar 1903 gründete Agnes Karll die „Berufsorganisation der Krankenpflegerinnen Deutschlands“ BOKD, den Vorläufer des heutigen DBfK. Sie wurde deren erste Vorsitzende. Ein Jahr später waren aus den zunächst 30 bereits 300 Mitglieder geworden. Parallel war Agnes Karll auch schon frühzeitig international vernetzt und aktiv. Der Ziel von Agnes Karll war die Pflege zu einem professionellen Beruf zu entwicken.

Agnes Karll stirbt am 12. Februar 1927 im Alter von 59 Jahren an Krebs. Die B.O.K.D., die zwischenzeitlich von den Nazis verboten wurde, wirkte nach Kriegsende im DBfK bis heute fort. Gleiches gilt für Karlls Leistungen: Die Pflege ist zu einem anerkannten Beruf geworden, Pflegende erhalten Lohn, haben Arbeitszeitregelungen und sind sozialversichert. Der Professionalisierungsprozess der Pflege, den Krall mitangestoßen hatte, hält bis heute an.

Agnes Karll ist Namensgeberin des Instituts für Pflegeforschung in Berlin (AKI), von Kliniken (z.B. in Bad Schwartau und Laatzen) und Pflegeschule. Auch Straßen und Altenheime sind nach ihr benannt. Des Weiteren hatte der DBfK mehrmals den „Agnes Karll-Preis“ ausgelobt.

Agnes Karlls Anliegen und Ziele sind, so der DBfK, bis heute unverändert bedeutsam und aktuell. Die Pflegeprofession in Deutschland habe noch längst nicht die Autonomie und den Stellenwert im Gesundheitssystem erreicht, der nötig wäre, um gute Pflege für jeden, der sie braucht, sicherzustellen. Der Frauenberuf Pflege sei hierzulande nach wie vor gekennzeichnet durch hoch belastende Arbeitsbedingungen, niedriges Lohnniveau, das Risiko berufsbedingter Erkrankungen und Altersarmut sowie geringe Autonomie und fehlende Mitentscheidung auf allen Ebenen des Gesundheitswesens. Und der Anschluss an internationales Niveau der Pflegebildung ist nach Einschätzung des DBfK noch lange nicht geschafft. Dass gerade in Deutschland beruflich Pflegende vor diesem Hintergrund ihre Situation beklagen, sich aber dann passiv zurückziehen anstatt aktiv und gemeinsam für Verbesserungen zu kämpfen, wäre eine Enttäuschung für diese weitsichtige und mutige Frau.

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